Erreichbarkeit über die Festtage: Unser Büro bleibt vom 23. Dezember bis zum 6. Januar 2025 geschlossen. Details.
«Danke» ist das neue «Entschuldigung»

«Danke» ist das neue «Entschuldigung»

Sie sitzen in einem Restaurant und warten aufs Essen. Und warten. Und warten. Es dauert. Lange. Als endlich der Kellner mit dem Essen auftaucht verblüfft er Sie mit den Worten «Danke für Ihre Geduld» wo Sie ein typisches «Tut mir leid, dass Sie warten mussten» erwartet haben.

Eine chinesisch-amerikanische Studie ist zu dem Schluss gekommen, dass der oben erwähnte Kellner nicht frech, sondern taktisch klug war. Denn nachweislich bewerten Kunden, bei denen man sich für die Geduld bedankt, das Restaurant besser als Kunden, bei denen man sich fürs Warten entschuldigt.

Es scheint so zu sein, dass das Zeigen von Wertschätzung («Danke») bessere Gefühle beim Gegenüber auslöst als die Bitte um Entschuldigung («Tut mir leid»). Warum das so ist? Das bleibt weiterhin Gegenstand ausführlicher Forschungen aber schon jetzt zeigt sich, dass es wohl vor allem um die «Selbstbestätigung» geht.

Eine Person, die sich entschuldigt, rückt sich in den Mittelpunkt des Geschehens; bedankt sie sich aber für die Geduld, wird der Ansprechpartner der wichtige Part beim Spiel um Sender und Empfänger.

Es fühlt sich schlicht besser an, wenn wir gut dastehen, als wenn sich eine Person uns gegenüber klein macht. Auf ein «Dankeschön» reagieren wir positiv auf ein «Entschuldigung» eher skeptisch, überheblich mitunter gleichgültig. Es klingt mehr als gelernte Phrase.

Sich zu bedanken statt um Entschuldigung zu bitten, ist also nicht nur für den Empfänger angenehmer, es tut auch dem gut, der den Dank ausspricht.

Es erfordert ein bisschen Übung, von einem «Sorry» zu einem «Dankeschön» zu wechseln (schon das zeigt, wie gelernt diese Floskel ist), aber mit der Zeit wird es natürlicher und mithin glaubwürdiger.

Gerne stellen wir Ihnen ein paar Beispiele aus dem Arbeitsalltag vor:

  • Ihre Chefin entdeckt einen Rechtschreibfehler in einem Ihrer bereits Korrektur gelesenen Dokumente. Sagen Sie nicht: «Entschuldigung, wie blöd von mir», sondern versuchen Sie mal «Danke, dass Ihnen das aufgefallen ist. Ich werde es schnell korrigieren».
  • Das Meeting hat bereits gestartet, Sie kommen aber ein klein wenig zu spät hinzu. Wo Ihnen sonst das «Entschuldigung, dass ich zu spät bin» auf der Zunge liegt, honorieren Sie die Geduld der Teilnehmer mit einem «Danke, dass Ihr gewartet habt.»
  • In einem Gespräch mit Ihrem Freund merken Sie, dass Sie die ganze Zeit gesprochen haben und der Freund keine Gelegenheit hatte, seinen Standpunkt zu vermitteln. Sie könnten jetzt sagen «Entschuldigung, dass ich die ganze Zeit gesprochen habe», aber Sie halten es lieber mit dem «Danke, dass du mir zugehört hast».

Unser Fazit: Sparen Sie sich das ständige «Sorry», das ewige «Tut mir leid» in den vielfältigsten Formen und heben Sie sich das für die Momente auf, wo eine echte Entschuldigung angebracht ist.

1 Kommentar
Holperbald

Nein. Ehrlich gesagt, bin ich das inflationäre «Danke für Ihr Verständnis» leid.

Dieses dreiste Voraussetzen, dass ich schon Verständnis haben werde. Hab ich das? Das muss ich schon selbst entscheiden.

Vor zwei Tagen erst wieder sehe ich in unserem Online-Portal, mit dem wir als Firma arbeiten von der Chefin: «Das Portal funktioniert wieder. Grund war die Umstellung der Briefköpfe zu unserem 50 jährigen Jubiläum. Vielen Dank für Ihre Verständnis».

Nee, ich hab kein Verständnis. Wir haben so viele Baustellen, ob jetzt am Briefkopf «50 Jahre Fa. XY steht» oder nicht, ist mein letztes Problem.

«Es tut uns leid, dass in Ihrer täglichen Arbeit beeinträchtigt wurden, Wir sehen künftig zu, dass wir solche Arbeiten auf das Wochenende legen» wäre deutlich angebrachter gewesen.

Kommentar hinzufügen

Ihre E-Mailadresse wird nicht publiziert. Die Pflichtfelder sind mit einem * markiert